Ich wüßte nicht, dass ich in meinem Leben mal schwarz gefahren – also ohne Ticket – bin. Jedenfalls nicht bewußt. Auch diesmal nicht. Und trotzdem hat es mich erwischt. Eigentlich ja uns. Denn wir waren zu zweit unterwegs.
Er will nicht so wie wir
An einem schwülheißen Morgen begleitete ich meine Tochter zum Arzt. Man hat ja schließlich nix anderes vor an seinen freien Tagen. Aber mal raus und so. Grund ist dann fast egal.
Wir also – wie immer – in die Tram gestiegen und zum Ticketautomaten marschiert (an den Haltestellen gibt es hier keine Automaten). Bei uns kann man 4-er-Ticktes erwerben per Kreditkarte. Das machen wir – auch – immer so. Passt ja auch super: ich muss kein passendes Kleingeld dabei haben und 4 Tickets brauchen wir zu zweit auch.
Diesmal erhielt ich allerdings ne Fehlermeldung von dem guten Ding, dass keine Verbindung aufgebaut werden konnte. Ich es also nochmal versucht. Nix. Und noch einmal. Diesmal hab ich sogar vorab nach meiner Pin geschaut, ob die auch stimmt. Aber der Automat wollte nicht. Ein Blick in den Geldbeutel zeigte: nur einen 50-Eur-Schein dabei. Und die Bahn voller Kids. Da konnte Keiner wechseln.
Was also tun? An dem Automaten steht keine Automatennummer oder Servicehotline. Nix. Den Fahrer soll man nicht anquatschen – da hängen große eindeutige Schilder. Also hingesetzt.
Und dann kamen Sie
Wir sind fast am Ziel. Eine Station vor unserer. Die Bahn fährt los, bremst gleich noch einmal ab und lässt noch Jemanden einsteigen. Ich sag noch: „Er hat seinen sozialen Tag. Nett von ihm.“
Aber dann kamen Sie… die Kontrolleure…
Ich hatte ein reines Gewissen und erklärte dem Kontrollierenden die Situation. Er war vielleicht schlecht drauf oder immer so, auf jeden Fall kam er mir sofort mit: „Dann müssen Sie mit aussteigen und ich schreib Ihnen ein Ticket.“. Ich versuchte noch, ihn davon zu überzeugen, mit mir zusammen den Automaten zu überprüfen, aber das lehnte er ab und bestand darauf, auszusteigen.
Hat ja irgendwie auch gepasst: wir wollten eh hier raus.
Der Strafzettel und dann die Lauferei
Nun ja, zu reden hatte der Herr mit mir immer noch nichts, sondern schrieb einfach fleißig seine beiden Tickets. Machte schließlich für Jeden von uns 60,00 EUR. Wir haben es ja…
Alle Versuche mit ihm oder seinen Kollegen (sie waren zu dritt) zu kommunizieren prallten ab. Ich bekam nur lapidar zu hören, dass wir uns in Straße xy melden sollen, die ja „da hinten“ ist. Darüber konnte er dann plötzlich reden. Ich war dann aber nicht mehr freundlich aufgelegt und fragte ihn nun, wo das denn genau sei. Ich bin nicht aus der Ecke – bin ja mit der Tram hingefahren. „Na da bei Autowerkstatt xy.“. Ja – das weiß ich als Tramnutzer natürlich. Egal. Wir nahmen unsere Tickets und gingen.
Erwähnen sollte ich vielleicht noch, dass die 3 Herren bestimmt 5 Kids aus der Bahn geholt haben und noch ein paar Erwachsene. Hatte sich also gelohnt.
Nach unserem Arztbesuch machten wir uns also auf den Weg zu Straße xy. „Um die Ecke“ waren dann mal 20 Minuten strammer Fußweg. Aber zumindest die Sonne schien und wir waren mal zusammen unterwegs.
Blöd nur, dass wir dann vor einem Bürogebäude am Straßenbahnhof standen und der einzige Herr, der für unsere Sache zuständig gewesen wäre, in einem Meeting saß.
Was solls. Gibt ja Leute, die haben zu viel Zeit an ihren freien Tagen. Also sind wir dann auch noch zur Stadtmitte getobt und haben das dort ansässige Kundencentrum gestürmt.
Tja – natürlich war es damit nicht getan. Sonst würde ich hier wahrscheinlich auch nicht sitzen und darüber schreiben.
Der Herr dort war mega freundlich, hörte sich unsere Story an und erklärte uns, dass er das noch nicht überprüfen kann, da die Übermittlung immer eine Weile dauert. Wir mögen doch bitte in der nächsten Woche noch einmal vorbei kommen.
Die Überprüfung
Fast eine Woche später beehrten wir diesen Herr also noch einmal mit unserer Anwesenheit. Anscheinend hat er schon auf uns gewartet, denn er lächelte uns freundlich zu und erklärte, dass er zwischenzeitlich mit den entsprechenden Kontrolleuren gesprochen hat. „Cool, dann ist das ja geklärt!“ dachte ich.
Wie man sich doch irren kann!
Die Herren – alle 3 wohlbemerkt! – haben nämlich angegeben, dass wir nach Ihnen in die Bahn gestiegen sind und uns dann sofort hingesetzt haben. Ohne Versuch, ein Ticket zu ziehen.
Vielleicht ist nachzuvollziehen, dass ich „etwas“ aufgeregt war. Zum Glück hat mich Michelle beruhigt und so hab ich dann ein einigermaßen gelungenes Gespräch mit dem Herrn zustande bekommen.
Ich hab ihn dann gefragt, wie wir das geschafft haben sollen – innerhalb einer Station (an der sie erst nach dem Losfahren eingestiegen sind). Und woher wir wissen, wo sie eingestiegen sind. So halt.
Ich war sooooo sauer – über die Situation überhaupt, die Rennerei und nun mussten wir uns auch noch als Lügner hinstellen lassen.
Er hat uns dann aber geglaubt und wir haben „nur“ die Strafe von je 7,00 EUR bezahlt, da wir kein Ticket hatten. Selbst diese Zahlung find ich immer noch unberechtigt.
Und für die Zukunft?
Im Fall der Fälle (denn die Verbindung bricht wohl sehr oft ab) sollen wir den Fahrer kontaktieren und der stellt uns einen Beleg aus, dass der Automat nicht funktioniert. Als ob der dafür Zeit hätte. Da bin ich ja mal gespannt…