Natürlich verlief der erste Teil unserer Flitterwochen nicht ohne Zwischenfälle. Wie auch? Waren wir ja auch unsere.
Dabei begann alles so wie es sein sollte:
mega romantisch auf dem Flug nach Neapel. In unser Favoritenurlaubsland. Musik auf den Ohren und eng aneinander gekuschelt den Blick in den Wolken verlieren. Naja, eng kuscheln müssen wir eh… sind „zu groß“, als das da viel Platz wäre ?
Zu unserem Glück waren wir nicht geizig und gönnten uns ein Shuttle vom Flughafen zu unserer Unterkunft. Dieser wurde vorab organisiert und wir übten uns das erste Mal nach einem Jahr in stammeligen Englisch und praktisch nicht vorhandenem Italienisch. Und Lächeln. Damit klappt nämlich auch jede Verständigung.
Auf jeden Fall wurde uns auf dieser Fahrt bewusst, dass die Neapelaner einen ganz eigenen, extra „interessanten“ italienischen Fahrstil drauf haben. Und dass es dabei noch die Oberexperten gibt: Mofafahrer. Wohin das Auge schaut. Oder auch nicht schaut. Meist hupt es dann und das Gefährt rast auch schon an dir vorbei. Obwohl da gar nicht genug Platz ist. Denkst du als Deutscher jedenfalls. Die passen überall durch. Und da sitzen auch schon mal drei Leute auf so nem Ding.
Die Autos sind aber auch nicht gerade zahm unterwegs. Wer bremst verliert. Und so denkt dort jeder. Wirklich jeder. Und die runden Schilder mit den Zahlen stehen auch nur zur Zierde. Geschwindigkeit bestimmt hier jeder selbst. So kommt es einem jedenfalls vor. Wir wären mit einem Leihwagen haltlos untergegangen ?
Entsprechend sehen die Autos in Neapel aus. Vielleicht jedes 100e hatte keine Beule oder Kratzer. In Deutschland würde damit keiner mehr fahren. Und Klebeband hält hier alles ? wir hatten total unseren Spaß und genossen jede Minute.
Unser Highlight der Reise war eindeutig unsere Unterkunft.
Ein liebevoll eingerichtetes Zimmer, mega freundlicher Herbergsvater und der Blick vom Balkon entschädigte so für Einiges.
Vom Vesuv und dem Meer konnte ich gar nicht genug Fotos machen. Das sich darbietende Bild wechselte aber auch minütlich und war einfach nur jedes Mal mega, mega, mega.
Gewöhnungsbedürftig für uns war das rein süße Frühstück. Wobei wir sicher auch etwas herzhaftes bekommen hätten, wenn wir nur gefragt hätten. Die süßen Kuchen waren aber lecker. Nur der Magen hat dann bald reagiert und wollte doch nicht so viel Süßkram.
Der Frühstücks-, bzw. so Aufenthaltsraum war ebenso in blau-weiß gehalten, wie auch unser Zimmer. Meer pur. Und Urlaubsfeeling.
Das uns so etwas gemütliches erwartet, war dem Gebäude von außen nicht wirklich anzusehen. Und für den Aufzug in den 5. Stock waren wir in diesen Tagen immer wieder – sehr – dankbar.
Entschädigt wurden wir
zum Beispiel für den Dreck in der Stadt. Wir waren ja vorgewarnt und dachten, wir sind abgehärtet durch Berlin. Aber nein. Neapel hat es geschafft, dass wir die Augen nur auf dem Gehweg hatten, um der überall herum liegenden Hundescheisse auszuweichen. Entsprechend lecker roch es dann bei angenehmen Sommertemperaturen auch. Den Rest überlasse ich eurer Phantasie ?
Im krassen Gegensatz dazu sind die Einwohner immer schick angezogen unterwegs. Männer im Anzug, Frauen schicke Blusen und High Heels. Die entsprechenden Klamotten kann man in vielen kleinen Boutiquen kaufen. Wenn man denn das nötige Kleingeld dabei hat und durch die Hundehaufen bis zum Eingang kommt.
So schön unsere Unterkunft auch war
natürlich zog es uns gleich am ersten Abend in Richtung Restaurant. Und natürlich haben wir es geschafft, zuerst in die falsche Richtung zu laufen. Und natürlich war da nix. Naja außer Wohnhäusern. Aber ein Restaurant hatten sie für uns nicht. Also umgedreht und in die andere Richtung marschiert.
Aber diesmal waren wir – natürlich – schlauer. Die Technik sollte uns helfen. Und siehe da: 16 Minuten zu Fuß gab es ein Restaurant. Das war zu schaffen. Eigentlich. Nur, dass uns das Restaurant dann doch nicht zusagte und wir weitermarschierten. Irgendwie haben die bei der Zeit nicht berechnet, dass es in Serpentinen abzulaufen ist. Zum Glück wollten wir bergab. Aus unseren 16 Minuten wurden jedenfalls 90. Irgendwie ? und der Beschluss: „Lang hoch nehmen wir ein Taxi!“. Und das war nicht das letzte Mal, dass wir das in unserem Kurzurlaub in Neapel dann auch wirklich in Anspruch nahmen. Alles war besser, als diesen Weg auch wieder zu Fuß hoch zu müssen.
Mittlerweile war es recht spät
und wir hatten immer noch Hunger. Am Pier war noch ein wenig Betrieb und auch ein Restaurant hatte noch geöffnet. Wir hatten also doch noch Glück. So ein bisschen. Gerne hätten wir beide Schwertfisch gegessen, aber es gab nur noch eine Portion. Aber war okay – diese haben wir uns natürlich geteilt und ein Steak hat der gute Mann auch noch gefunden. Wir wurden also satt. (Und am nächsten Abend gab es dann auch die erste Pizza).
Nur mit einem anderen Bedürfnis hatten wir an diesem Abend ein Problem: öffentliche Toiletten sind große Mangelware in dieser Stadt. Und wenn man die Sprache nicht spricht, ist auch schwer herauszufinden, wo sich das nächste WC finden lässt.
Auf unserer Suche haben wir aber ein interessantes Schauspiel beobachtet: am Pier standen die Autos aufgereiht. Kein freier Parkplatz weit und breit. Und in jedem Auto: ein schmusendes Pärchen. Aber wirklich in jedem Auto. Und auf der Reeling saßen oder standen sie. Überall wurde geschmust, geknutscht und gefummelt. War schon richtig unangenehm, da lang zu laufen. Kam man sich wie ein Spanner vor. Aber war ne gute Ablenkung 🙂
Ein WC fand sich dann ganz am Ende einer Straße in einem Restaurant und so konnten wir an diesem ersten Abend auch unseren Rückweg zur Unterkunft antreten. Mit Taxi wohl bemerkt. Laufen hätten wir das Stückchen nicht mehr können. Aber fahren war okay.
Pompeji und der unbezwingbare Vulkan
Auch eine Tagestour nach Pompeji und zum Vesuv hatten wir vorab gebucht und daher ging es am nächsten Tag gleich nach dem Frühstück auf. War auch ganz gut, denn die Fahrt dauert dann doch eine ganze Weile. Wir haben mal nachgesehen: von der Unterkunft bis Pompeji sind es dann halt auch 40 km und im Berufsverkehr braucht man dafür schon mal ne Stunde.
Pompeji: leider darf ich euch keine Fotos zeigen. Diese darf man zwar machen, aber nur für private Zwecke. Veröffentlichungen sind untersagt. Schade. Denn nur mit Worten lässt sich kaum beschreiben, was man dort zu sehen bekommt. Aber den Wassersprühventilator am Eingang – den darf ich euch zeigen:
Natürlich gab es hier: Ruinen. Aber halt doch so gut erhalten, dass sich erahnen lässt, wie pompös die Einwohner lebten. Es muss ein sehr angenehmes Leben gewesen sein. Wenn man denn nicht als Sklave, sondern Kaufmann dort wohnte. Prunkvolle Bäder. Saus und Braus. Prächtige Bauten. In Größen, die kaum nachvollziehbar sind. Schmuckvolle Reliefs. Es muss eine einmalig schöne und ansehnliche Stadt gewesen sein.
Selbst heute noch spürt man etwas davon, wenn man durch die Straßen wandelt. Wenn man denn durch kommt. Denn die Massen an Touristen, die diesen Ort besuchen müssen natürlich irgendwo bleiben. Teilweise etwas eng und nervig. Und schlecht für die Fotos 😛 Aber wir haben den Besuch sehr genossen und das Feeling auf uns wirken lassen. 2 – 3 Stunden sollte man für den Besuch aber schon einplanen. So eine Stadt ist halt nicht klein. Ach, egal. Hier sind halt doch noch ein paar Fotos:
Und dann ging es weiter zum Vulkan. Eine durchaus interessante Serpentinenstraße führt ein ganzes Stück bis hoch. Unser Fahrer war sehr geübt. Aber an manchen Stellen war es doch ein wenig eng. Vor allem, wenn uns ein Bus entgegen kam, der seine Tour nicht durch Hupen ankündigte.
Am Parkplatz oben haben wir dann gelernt, wie die italienische Polizei sich ein bisschen Taschengeld dazu verdient. Diese stand dort nämlich und hat von den Parkwilligen 5 EUR einkassiert. Kurz bevor wir an der Reihe waren, durfte aber die eigentliche Betreiberin wieder ran. Und sie wollte nur 3 EUR. Aha… Unser Fahrer erklärte uns auch etwas zu der korrupten Polizei, aber wir haben das leider nicht wirklich verstanden.
Vom Parkplatz aus geht es zu Fuß der per Shuttle weiter (2 EUR pro Person). Empfehlenswert ist der Shuttle, denn da wartet dann doch noch so einiges an Weg auf die Besucher.
Aber zuerst wird Eintritt bezahlt. Dann ein ganzes Ende zum eigentlichen Eingang. Und dann geht´s endlich los. Von hier lässt sich schon erahnen, was uns so erwartet:
Auf dem Weg zum Krater ergibt sich eine wunderbare Aussicht auf die umliegenden Berge und Neapel. Außer es kommt gerade eine riesige, finstere dunkle Wolke wie bei uns. Naja… passiert… wie das Wetter „ganz oben“ sein wird, war an dieser Stelle ja eh nicht zu erkennen.
Und da waren sie auch wieder: die Serpentinen. Diesmal aber als Fußweg. Bedeckt mit lockerem Geröll. Und ziemlich lang. Und steil. Und überhaupt. Wie soll ich es sagen, ohne zu blöd dazustehen? Ich war nicht bis zum Krater. Ob es an der so viel dünneren Luft dort oben lag oder an der ungewohnten Wanderstrecke. Oder daran, dass wir am Abend zuvor und an diesem Tag schon Einiges abgelaufen hatten. Ich weiß es nicht.
Die Abstände zu meinen Pausen wurden immer kürzer. Mir immer schwindeliger und irgendwann ergab diese Tortour für mich einfach keinen Sinn mehr. Wenn man das Gefühl hat, gleich umzukippen vor Anstrengung, sollte man aufhören. Und das habe ich dann auch getan. Wollte meinen Mann schließlich auch nicht in die Situation bringen, dass seine Frau in einem fremden Land irgendwo auf einem Vulkan notversorgt werden muss.
Es ist, wie es ist: wir sind umgedreht und ganz langsam wieder herab gestiegen. Wirklich langsam. Dann per Shuttle wieder zu unserem Autoservice und zurück nach Neapel. Nach einer weiteren Stunde Ruhe ging es mir dann langsam besser. War schon krass.
Aber nicht schlimm. Wir waren echt weit oben und die Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge war toll. Neapel war eh nicht zu sehen. Außerdem sind ja viele, viele andere Menschen bis hoch geklettert. Die haben für uns mitgeschaut. Und wenn mir danach ist, schau ich mir halt deren Bilder an…
Am letzten Tag
haben wir uns dann endlich die Altstadt von Neapel angeschaut. Da wir bereits erprobte Nutzer der Funicolare die Mergellina waren (Seilbahn, die die höher gelegenen Bereiche mit den unteren verbinden), fuhren wir heute auch noch mit der U-Bahn.
Das beste Erlebnis hier: wir fragen einen älteren Herrn in gebrochenem Englisch, wo unsere Bahn abfährt und er erklärt uns sehr ausführlich – natürlich in sehr gesten reichem und lebhaften Italienisch – wie wir dort hinkommen. Er zählte uns noch vor, wie viele Stationen wir fahren müssen und hat anscheinend auch noch überlegt, ob er uns nicht lieber bis hin bringt. Dazu sei gesagt, dass es nur 2 Bahnsteige gab 😉 Zu unserem Glück hatte unsere Bahn Verspätung und so landeten wir Irgendwo im Nirgendwo und marschierten los.
Ihr glaubt ja nicht, was man alles am Hauptbahnhof und dessen Umgebung kaufen kann. Aufzählen geht gar nicht, da eigentlich ein Wort reicht: „Alles!“. Unschön fand ich aber die lebenden Tiere: Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel. Die Ärmsten waren von dem ganzen Lärm und den vielen Menschen sicher total geschädigt. Aber es muss ja Käufer geben, sonst würden die Verkäufer dort nicht sitzen.
Nun waren wir also mittendrin: überall Touristen und genau heute auch noch viele Einheimische, da wir an einem wichtigen Feiertag unterwegs waren. Irgendwas mit einem Blutopfer. Das aber zum Glück dieses Jahr funktioniert hat. Denn 2 x hat es das im Laufe der Jahre wohl nicht. Und danach suchten Katastrophen Neapel heim. So in etwa hatte uns das unser Herbergsvater zum Frühstück jedenfalls erzählt.
So viele Touristen, so viele Souveniershops gab es hier auch. Und so voll waren die engen Gassen. Wahnsinn. Wie das wohl während der Ferienzeit in Deutschland ist?
Wir machten das Beste daraus, steckten unseren Stadtplan wieder in die Tasche und suchten unsere Wege nach der Fülle der Anwesenden aus. Und so wurde auch dieser Tag ein sehr Schöner.
Ein Taxi war bald gefunden und vor unserem letzten Abendessen wollten wir uns noch ein wenig ausruhen.
Doch die Zeit hatten wir dann doch nicht mehr. Denn: direkt vor unserem B&B wurde das Taxi in einen Unfall mit einem Motorrad verwickelt. Dabei berührte das Auto den Fahrer nicht mal. Der Mofafahrer war nur viel zu schnell und hat abrupt abgebremst. Bums – lag er auf der Straße und sein Roller auf ihm. Es kamen recht schnell andere Personen dazu, die etwas von „Kollege“ sagten und die Polizei wurde gerufen.
Uns tat einfach nur der Taxifahrer leid. Alle schimpften mit ihm. Dabei hat er wirklich nix gemacht. Da wir die Regeln nicht kannten und ja Nette sind, haben wir dann brav gewartet, bis der Fahrer versorgt und auf dem Weg ins Krankenhaus war. Die anwesenden Polizisten haben uns dann endlich irgendwann bemerkt und versuchten, ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen. Oder auch nicht. Eigentlich haben sie uns nur gefragt, wie lange wir noch da sind. Als wir sagten, bis zum nächsten Tag war die Sache für sie erledigt und wir konnten/sollten gehen. Wir haben es dann auch brav unterlassen, mit ihnen zu diskutieren und verschwanden in unserem Zimmer.
Noch einmal Fisch
wollten wir aber doch essen und so ging wieder runter zum Meer. Ein wenig erfahrener fanden wir auch ziemlich schnell ein Restaurant und den ersehnten Fisch. Diesmal als Platte. Sooo lecker…
Dazu eine gute Flasche Wein. Was kann es Schöneres geben? So muss ein letzter Flitterwochenurlaubstag ausklingen. Genau so…
Neapel
wird immer die Stadt unserer Flitterwochen sein. Und damit etwas ganz Besonderes für uns. Aber ob wir noch einmal hinfahren? Wahrscheinlich nicht. Diese Stadt ist laut, hektisch, schmutzig und voller Menschen. Das war selbst Urberlinern wie uns zu viel. Erholsamer Urlaub sieht für uns dann doch anderes aus.