Diabetes, Wechseljahre und ich

Schwindelgefühle, Übelkeit, nachts mehrfach aufwachen, Schweißausbrüche…

Ach ja. Was für eine wundervolle, lange Liste ich erstellen könnte, was mich in den letzten Jahren gequält hat.

Dummerweise bin ich davon ausgegangen, dass dies alles durch die herannahenden Wechseljahre entsteht und ich das halt so hinnehmen und aussitzen muss.

Ziemlich dumm, darüber nicht mal mit einem Arzt zu reden, sondern lieber die Symptome im Internet zu suchen und dann selbst eine Diagnose zu stellen.

Bei einer Routine-Blutuntersuchung hat mir der Doc dann die Diagnose „Dass du hast Zucker hast, weißt du oder?“ an den Kopf geworfen. Ne. Wußte ich bis dahin nicht. Vielen Dank für die Info so nebenbei. Und nun? „Nimm 10 Kilo ab und iss keinen Zucker mehr!“ damit war ich aus seiner wunderbaren, aufschlußreichen Diagnose und Sprechstunde entlassen.

Nein, das stimmt so nicht ganz: Medikamente hat er mir noch verschrieben.

Was Diabetes für den Erkrankten – also mich – bedeutet, hab ich mir dann doch wieder im Internet erlesen. Vieles war erschreckend und sehr beängstigend. Schließlich kann diese Krankheit still und leise Organge und Nerven angreifen. Und wenn man das als Kranker nicht bedenkt und den Insulinspiegel in den Griff bekommt, erhält man irgendwann die Abrechnung durch seinen Körper.

Nach den ersten Tagen einlesen dachte ich echt: „Mein Leben ist vorbei! Ich darf ja gar nix mehr!“

Doch zum Glück ist das dann ja doch nicht ganz so.

Natürlich muss ich aufpassen, was ich esse, da Zucker in gefühlt jedem Lebensmittel versteckt ist (außer vielleicht in Salz).

Ich muss aufpassen, dass ich genug esse, da ich oft keinen Appetit habe.

Ich muss aufpassen, dass ich meine Medizin nicht vergesse. Da die zur Mahlzeit eingenommen werden soll, ich ja aber wegen fehlendem Appetit dann ab und an eine Mahlzeit auslasse.

Ich muss aufpassen, dass ich der Versuchung nicht erliege. Ein täglicher Kampf. Den ich mal gut und mal nicht so gut gewinne.

Ich muss aufpassen, dass ich meinen Diabetes-Pass und meine Pillenbox immer dabei hab. Ohne die Pillen gehts mir recht schnell wirklich mies.

Ich muss aufpassen, dass ich genug trinke. Dabei hilft mir ne Trinkflasche, in die ein knapper Liter passt. Die muss ich 2 x auffüllen und leer bekommen. Dann passt das zusammen mit Kaffee, Tee etc.

Ja, ist schon ne Menge, auf was man achten muss. Und wenn ich noch ne Weile überlege, fällt mir bestimmt noch mehr ein.

Und doch: ich hab mich dran gewöhnt. Irgendwie ist es nun ein Teil von mir. Akzeptieren ist – glaube ich – ganz wichtig.

Ich denke allerdings auch, dass ich mit den Medikamenten Glück hatte. Ganz ganz oft habe ich von Betroffenen gehört, dass die Medizin für Diabetiker sehr auf den Magen schlägt und dass das alles andere als schön ist. Ja, ich hab die ersten Wochen auch gekämpft. Aber ich dachte halt, das muss so. Und dann war irgendwann alles gut.

Unschön ist, dass ich sehr viele Informationen nur durch eigene Recherche und in entsprechenden Foren gefunden hab und nicht durch eine Info durch den Doc. Ja, ich hatte so eine ganz kurze Einführung in das Thema (nach einem halben Jahr). Wirklich hilfreich fand ich das aber nicht.

Zum Beispiel, dass einige Medikamente die Aufnahme von B12 aus Lebensmitteln verhindert und so ganz schnell Mangelerscheinungen eintreten können. Warum sagen die Ärzte das Einem nicht beim Verschreiben? Ja, muss man dann selbst bezahlen. Aber wissen muss man das doch!

Viele haben mich gefragt, wie ich es geschafft habe, so viel abzunehmen.

Nun ja… ich bin stinke-sport-faul

Wir haben recht schnell angefangen, unsere Ernährung umzustellen, ohne dass ich das Gefühl habe, ich esse nix mehr, dass ich mag. Das hatten wir kurz und die Frustration war riesengroß. Wir haben dann Lebensmittel nach und nach ausgetauscht. Es gibt mehr Salat und halt so wenig Zucker wie möglich.

Ob durch die Krankheit oder die Medikamente weiß ich nicht: auf jeden Fall ist mein Appetit geschrumpft und damit auch die Portionen, die ich essen und dann auch nach und nach das Gewicht. Irgendwie passierte das von Alleine.

Ich hätte euch gerne hier die ultimativen Tipps zum Abnehmen gegeben. Hab ich aber leider nicht.

Nun ja. Das ganze war auch eine sehr stressige Zeit. Die Diagnose selbst und die Angst, was da noch auf mich zukommen wird. Und die kurze Info vom Doc: „Deine Leukozyten sind aber schon lange viel zu hoch!“ war nicht hilfreich oder appetitfördernd.

Ab diesem Moment gab es fast nur noch dauerhaften Nierenschmerz, einige Untersuchungen, CT und solche Späße. Der Doc hat nix gefunden.

Dann die Überweisung zur Onkologie. Hier auch nochmal einige Untersuchungen etc. Doch auch diese Ärztin hat nix gefunden und kann sich die erhöhten Werte nicht erklären.

Ich schon gleich gar nicht. Aber dieses „Wir finden nix, was auf einen Krebs hindeutet.“ war so beruhigend, dass die Nierenschmerzen nach und nach verschwanden und mir klar wurde, dass diese nur stressbedingt waren. Da konnte der gute Doc lange nach einer Ursache suchen.

Das ist leider auch so geblieben: wenn ich mir Sorgen mache oder mich etwas sehr aufregt, merke ich ein leises Stechen und weiß, dass ich zur Ruhe kommen muss, wenn ich nicht Schmerztabletten brauchen möchte. Bis jetzt hat das eigentlich ganz gut geklappt. Schon eigenartig, wie der Körper so reagieren kann.

Die Sache mit den erhöhten Leukozyten ist leider noch nicht vorbei und wir suchen weiter. Doch zurück zum Thema:

Durch die Diagnose der Diabetes wurde mir aber auch klar, dass viele Symptome, von denen ich dachte, dass sind die Wechseljahre, in Wirklichkeit zur Diabetes gehören. Die meisten habe ich durch die Ernährungsumstellung, Medikamente und Regulierung des Blutzuckerspiegels verloren und bin sehr, sehr dankbar dafür!

Allerdings haben sich die Wechseljahre nun doch auch eingeschlichen und ihre eigenen Wehwehchen still und heimlich mitgebracht.

Ganz schlimm finde ich die Hitzeattacken zum Abend und in der Nacht und anrollende Depressionen.

Allerdings habe ich da ein ein pflanzliches Mittel mit Nachtkerzenöl, Yamswurzel, Hopfen, Mönchspfeffer und so für mich entdeckt. Das nehme ich früh und abends noch einmal extra Salbei. Ja, muss ich selbst bezahlen. Aber seitdem gehts mir gut und ich kann wieder friedlich einschlafen und bin mit mir und der Welt im reinen.

Natürlich habe ich hier auch die Hoffnung, dass ich diese Medikamente irgendwann weglassen kann. Der Körper soll gefälligst mal hinne machen mit seiner Hormonumstellung. So ein Mist aber auch. Hätte ich durchaus drauf verzichten können!

Aber das Leben ist viel zu schön, um nicht jeden Augenblick zu genießen!

Und ich habe den besten Grund, mir es jeden Tag vor Augen zu halten: meine wunderbare Familie!

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