Sie

Sie fühlt sich allein… verlassen… verraten… ungeliebt… unerwünscht.

Ihr ist so kalt, obwohl die Sonne scheint.

Wie konnte es dazu kommen, dass sie diese Leere in sich verspürt? Sie möchte sich verkriechen, in einem Loch verstecken, sich unter der Bettdecke zusammenrollen, ganz klein und nur noch allein sein.

Aber er ist überall.

Immer wieder läuft er ihr über den Weg. Das Gesicht verschlossen, sie nicht anschauend.

Sie hat das Gefühl wieder einmal an allem Schuld zu sein: das auf Arbeit etwas schief lief (Warum müssen sie auch noch zusammen arbeiten? 24 Stunden am Tag zusammen sein?)… daran, dass sie bei einer unwichtigen Äußerung nicht 110 % zugehört hatte und deshalb nicht sofort – und seiner Meinung nach richtig – reagiert hatte… daran, dass er unausgeschlafen und deshalb schlechter Laune war… daran, dass das Wetter so ist, wie es ist.

Deshalb wurde sie so bestraft? Mit Nichtachtung? Mit bösen Blicken? Wenn er wenigstens etwas sagen würde. Irgendetwas. Damit sie verstehen konnte. Doch er schweigt. Wie immer. Sie hat keine Kraft, keinen Mut mehr, immer und immer wieder zu hinterfragen, zu hören, dass doch gar nichts sei.

In ihr keimt der Gedanke, dass er es wohl nicht einmal bemerken würde, wäre sie plötzlich weg… fort… einfach verschwunden…

Sie weiß, in einer Stunde, in ein paar Minuten ist alles wieder toll, wunderbar. Er wird sich entschuldigen, für was auch immer und sie… wird ihm nicht widerstehen können. Viel zu sehr haßt sie diese Leere in sich. Sie will doch nur geliebt, beachtet werden…

Sie weiß, bald ist alles wieder ok – aber was, wenn die Leere sie bis dahin auffrisst? Sie sich nicht mehr wehren kann und will? Es tut so weh. Und sie will dass es aufhört weh zu tun. Will wieder glücklich sein und lachen – oder für immer gehen…

Warum bin ich manchmal wie sie?

Anmerk.: Diesen Text habe ich im Februar 2008 geschrieben. Gefunden, als ich alte Dateien durchschaute. Dazu sei erklärt: Dezember 2007 nahm ich meine Tochter und verließ nach 17 Jahren ihren Vater. Danach habe ich eine Menge geschrieben, wessen ich mir gar nicht mehr bewußt war. Doch ich finde: auch meine damaligen Gedanken und Gefühle sind es wert, hier präsentiert zu werden.

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